Die Bordsteinkante

Ja früher – warfen Damen noch mit Seidentaschentüchern
statt mit sich selbst vor einen hin an harte Bordsteinkanten.
Was mir passiert ist, steht bestimmt nicht in vergilbten Büchern,
in denen Rosenzüchter Rosen nach den Damen nannten.

Nix Dame! Hier das Mädel hatte nicht einmal ein Handy,
bei meinem war der Akku leer. Sie blutete ein bisschen.
Nicht schlimm, doch hat mein Wagen helle Sitze, und ich kenn die
Effekte von Blut drauf, selbst aus so nem kleinen Risschen.

Jedoch sie barmte, hatte sich die Hüfte angeschlagen,
so mit dem Fahrrad, ratsch, ich war nur zufällig zur Stelle.
Das nächste Krankenhaus war weit, da konnt ich sie nicht tragen
und musst sie auf mein Leder betten. Doch gab’s ne hübsche Delle

und ein trotz aller Schmerzverzerrung cooles tapfres Lächeln.
Wir kamen nicht zum Hospital, mein eignes Heim lag näher.
Ich linderte ihr bisschen Qual mit Kühlpads und mit Fächeln
und auch mit dem und dem. Mein Sinneswandel war kein jäher,

denn zwischen Kur und Standesamt gab’s Tage und auch Nächte,
da weder mich ihr wenig ladylikes Handeln reute,
noch ich vor Flecken auf den eingesessnen Polstern scheute
und nicht vor weitrem Durcheinander. Honi soi, wer böses dächte.

BegehrMichael Domas