Halt ein mein Lieb

Und nie mehr würd ich spüren, wie du mich begehrst?
Halt ein, halt ein, mein Lieb, bevor du uns versehrst.
Wir haben keine Chance als die, die du uns gibst,
es bleibt nichts andres übrig als – dass du mich liebst.

Wärn füreinander wir geschaffen und uns gleich,
der Lieb bedürft es nicht, doch wär es öd und seicht
wie Inzest. Grad der Unterschied macht uns so reich,
wir sind nicht Schicksal, das ein Gott uns eingefleischt.

Erinner dich daran, was du mir alles schriebst
und sagtest; daran, was du leiblich mit mir triebst.
Ist vorstellbar, dass du uns nicht wie ich entbehrst,
dass du dich achselzuckend alledem entleerst?
Halt ein, bevor du die Erinnerung entehrst.

Hohe ZeitenMichael Domas