KörperGedichteKörper

Ein Lied würd ich gern auf dich singen,
das schmiegte sich an deinen Leib.
Mit Worten kann’s mir nicht gelingen,
doch wo du’s summen hörst – da bleib.

An dir gibt es spitze Vokale und dunkle
und Spalten die – und zum Abgrund sich weiten.
Höhlungen wie solche dreier unbetonter Silben,
und Daktylen (reicher als die deiner zärtlichen Finger).
Golden geschnitten sind deine Maße, denn sieh:

An dir gibt es Rhythmus und Vers,
biegsame metrische Raster
und lässige Euphonie.
Selbst dort, wo Du scheinst invers,
betont wie ein Schönheitspflaster
der Fleck deine Autarkie.

Dein Körper ist mir Botschaft vor den Worten,
und hinter ihnen gibt’s nichts über ihn hinaus.
Dich zu beschreiben müsste ich summen und singen,
seufzen vielleicht, wo du drängender wirst.

Gerecht werd ich Dir nur mit Interjektionen,
wie Klänge in einfachen Weisen.
Die Worte sind lediglich Intonationen
des Atmens, des lauten, des leisen.

Deine Rundungen sind mir Muster der Welt
deine Senken ihre beschützenden Schatten,
der Erde Licht und Klang die Textur deiner Haut.
Du bebst, bist sparsam, uferst aus – du atmest wie sie.

Hohe ZeitenMichael Domas